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Poledance und dein Körper – Teil 2

Ich habe den Körper, den sich alle bei einer Pole-Tänzerin vorstellen: Ich bin schlank, habe ausgewogene Proportionen und sehe athletisch aus ohne zu massig zu wirken. Meine Brüste sind nicht besonders groß, aber das hat mich noch nie großartig gestört. Jetzt könntest du denken: “Die muss ein mega Selbstbewusstsein haben und sich total wohl in ihrem Körper fühlen.”. Aber es ist nicht immer das Aussehen, das unser Körpergefühl bestimmt.

Wir machen einen kleinen Ausflug in meine Vergangenheit. Als ich 10 Jahre alt war, habe ich die Schule gewechselt. Alle in meiner neuen Klasse kannten sich schon vorher. Und aus irgendeinem Grund, den ich nie verstanden habe, mochte mich die “Anführerin” der Mädchengruppe nicht. Ich habe immer wieder versucht, dazu zu gehören. Aber ich wurde ausgegrenzt, gehänselt und beschimpft. In der Pubertät hatte ich ganz schlimme Akne und ich habe erst sehr spät Oberweite bekommen. Damit war mein Aussehen oft der Anlass für fiese Sprüche. Ich habe schon vorher das Gefühl vermittelt bekommen, dass mit mir als Person etwas nicht stimmt. Aber ab da bekam ich auch noch das Gefühl, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt.

Selbst seitdem ich erwachsen geworden bin, geht dieses Gefühl nicht komplett weg. Es ist egal, wie viele Komplimente ich bekomme oder ob mich jemand attraktiv findet. Natürlich hilft mir das, wieder einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Mein Verstand weiß, dass ich einen attraktiven Körper habe. Trotzdem fühle ich mich noch hin und wieder wertlos, eklig und unattraktiv.

Seitdem ich Pole Dance mache, habe ich noch eine andere Beziehung zu meinem Körper entwickelt: Ich habe gelernt, dass ich mich auch schön, stark und sexy fühlen kann. Natürlich ist dadurch nicht alles komplett anders und die Vergangenheit vergessen. Aber ich habe dadurch einen wichtigen Gegenpol zu dem negativen Körpergefühl aus meiner Pubertät gefunden. Eine Ressource, die mich stärkt, wenn ich mich mal wieder hässlich fühle. Außerdem habe ich viele großartige Freundinnen darüber kennengelernt, durch die ich meine Ängste gegenüber Frauen auflösen konnte und die mir das Gefühl geben, dass ich richtig bin.

Positive Erfahrungen können Dir helfen – Sammle sie

Das hier geht an alle, die in ihrem Körper unschöne Erinnerungen gespeichert haben und sich deshalb (manchmal) unwohl darin fühlen: Dein Körper kann (wieder) lernen, sich gut zu fühlen. Positive Erfahrungen mit anderen Menschen und Bewegung können dabei helfen, alte Gefühle zu verarbeiten und zu einem neuen Körpergefühl zu finden. Ganz wichtig: in bestimmen Fällen kann es erforderlich sein, professionelle Hilfe (z.B. eine Psychotherapie) in Anspruch zu nehmen. Poledance ist natürlich kein Allheilmittel und kann nicht alle Deine Probleme lösen. Aber es kann Dich stärken und Dir durch neue Erlebnisse neue Gefühle und Blickwinkel eröffnen.

Ich wünsche Dir, dass Du beim Poledance viele positive Erfahrungen machst und lernst, Dich in Deinem Körper wohl zu fühlen. Du bist ein wertvoller Mensch und richtig so wie Du bist!

Deine Lina

Genug gesehen? Bereit Polearizer zu werden?